Den meisten Lesern wird wohl bekannt sein, dass in Schweden der Alkohol nur durch die staatseigene Firma
Systembolaget an den Mann oder die Frau gebracht werden darf. Dazu dient ein recht dichtes Netz an Filialen in allen Teilen des Landes, das in strukturschwächeren Regionen noch durch Ombudstellen ergänzt wird.
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Brot, Wasser und Bier |
Über Sinn und Unsinn dieses "Systems" darf ausgiebig diskutieren werden. Gerade für Menschen vom Kontinent ist diese Art von Bevormundung häufig schwer zu verstehen. Dabei ist erstaunlich, wie der Durchschnitts-Schwede mit den derzeitigen Verhältnissen zufrieden ist.
Systembolaget kämpft kontinuierlich um die Akzeptanz in der Bevölkerung. Dazu gehört dann auch, dass Angebot breit und vielseitig zu gestalten. Laut der Webseite des Unternehmens sind im Moment über zweitausend verschieden Biermarken erhältlich. Da kann kein Verbrauchermarkt in Deutschland mithalten.
Die Beschaffung der Waren erfolgt jedoch nicht durch das
System, wie es im Volksmund genannt wird. Als Zulieferer fungieren private Unternehmen, die ihre Waren beim Monopolisten anbieten und bei erfolgreicher Übereinkunft für die Lieferung verantwortlich sind.
Das können kleine einheimische Brauereien oder internationale Großkonzerne sein, daneben existieren aber auch ein Haufen kleinerer Importfirmen. Und gerade die sorgen für die enorme Auswahl an guten Bieren. In der Konkurrenz zu den Großkonzernen bleibt ihnen nur übrig, auf Qualität und das Außergewöhnliche zu setzen.
Um die Kunden auf ihre jeweiligen Produkte aufmerksam zu machen, gibt es viele Wege.
Die Firma
Wicked Wine beispielsweise lädt jedes Jahr zum
Wicked Day ein. Dahinter verbirgt sich eine Veranstaltung mit Verkostung des bunten Sortiments der Firma.
In dieser Woche war Stockholm dran und nachdem die interessierten Journalisten ihren gerechten Anteil bekommen hatten, wurden wir angemeldeten Konsumenten und Klubmitglieder eingelassen.
Meine schwedischen Mitbürger stürzten sich vor allem auf die importierten us-amerikanischen Leckerbissen. Kein Wunder! Als offizieller Importeur der Brauereien
Sierra Nevada,
Founders,
Uinta,
Flying Dog,
Clown Shoes und der kanadischen Brasserie
Dieu de Ciel konnte Wicked Wine an diesem Abend beinahe vierzig(!) verschiedene Biere vom amerikanischen Kontinent zur Verkostung anbieten.
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Erdbeben und Lava aus Island: Die Biere Skjalfti und Lava von der Ölvisholt Bryggeri |
Dazu kamen noch Biere aus Tschechien, Deutschland, Großbritannien, Belgien und natürlich aus Skandinavien.
Von Ålands einziger Brauerei
Stallhagen war u.a. das
Historic Beer vertreten. Es handelt sich um den Versuch, das Bier nachzubrauen, welches 2010 in einem Schiffswrack von 1840 geborgen wurde. Interessante Geschichte! Jedem sei dieses Bier an dieser Stelle empfohlen.
Aus Island standen einige Biere der
Ölvisholt Bryggeri zum Trinken bereit, wobei besonders
Lava, ein Rauchbier, bleibenden Eindruck hinterließ.
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Macht rote Ohren: Mohawk Banyuls Blizzard Grand Cru 2014 |
Wicked Wine hat im Jahr 2010 mit
Stefan "Mohawk" Gustavsson die
Mohawk Brewing Company gegründet. Dementsprechend konnte ich mir an diesem Abend auch noch ein gutes Bild über das mittlerweile sehr breite Angebot des Wanderbrauers machen.
Das Bier
Mohawk vs Amarillo war noch vom letzten Jahr (trotzdem lecker!) und soll in diesem Jahr, wie zu hören war, von einem
Mohawk vs Mandarina abgelöst werden.
Banyuls Blizzard 2014 ist ein tolles Imperial Porter mit einer Rote-Ohren-Garantie. Nur das
Hardkår, ein Studentenbier, überzeugte nicht so sehr.
Nach zwei kurzweiligen Stunden der Verkostungen war die Veranstaltung wieder vorbei. Das war auch gut so, da die Geschmacksnerven trotz vielem Weißbrot und vielem Wasser nicht mehr ordentlich funktionierten.
Sollte Interesse am Wicked Day 2015 bestehen, bleibt morgen noch die Möglichkeit in Göteborg und am Montag in Malmö auf eine Riesenmenge toller Biere. Auf der Webseite von
Wicked Wine kann und muss sich vorher jedoch angemeldet werden.
Ansonsten sehen wir uns vielleicht beim Wicked Day 2016 in Stockholm.