Freitag, 14. Februar 2014

Einer wie keiner ODER Dalarados Linnaeus, das Bier für einen Superstar



Linnaeus als junger Mann


"Sehr bitteres Bier dämpfet die Liebeslust, trocknet den Körper aus, macht ihn mager und bereitet ihn zur Wasser- und Windsucht." 


Aus " Anmerkungen über das Bier" von Carl von Linné (i.d. Übersetzung von Kästner von 1766)


Manche seiner Erkenntnisse wirken aus heutiger Sicht etwas seltsam, wie das o.g. Zitat beweist. Trotzdem gehört er ohne Zweifel zu den Giganten der Menschheit, also zu denen, die in ihrer Lebenszeit enormes zur menschlichen Entwicklung beigetragen haben.

Carl von Linné, auch Linnaeus genannt, wurde 1707 im südschwedischen Råshult geboren. Zeit seines Lebens ein vielseitig interessierter Wissenschaftler, reiste der Superbiologe nicht nur kreuz und quer durch das damalige schwedische  Reich, sondern lebte und arbeitete auch einige Jahre im europäischen Ausland.
Dort (Holland 1735) erschien dann auch zuerst sein berühmtestes Werk Systema Naturae, in dem er die Pflanzen- und Tierwelt klassifizierte, die Ordnung bzw. Regeln zur wissenschaftlichen Benennung der Arten(biologische Nomenklatur) und sonst so allerhand Neues einführte.

Dieses Buch begründete seinen Ruhm. Geschrieben hat er jedoch noch viele mehr. Nach der Rückkehr nach Schweden war er dann als Arzt, Dozent in Bergwerksfragen und später als Professor für Medizin und Botanik tätig. Er gehörte zu den Gründern der Schwedischen Akademie der Wissenschaften und korrespondierte mit so ziemlich jeden wichtigen Wissenschaftler seiner Zeit. Die eigene Apfelzucht auf seinem Landgut südlich von Uppsala ist heute noch vorhanden. Er wurde vom König für seine Verdienste geadelt, war Mitglied in vielen europäischen Akademien und mit Sara Elisabeth Moraea aus Dalarna glücklich verheiratet. Es ist demzufolge nicht übertrieben, ihn als Superstar seiner Zeit zu bezeichnen.

 
Was noch fehlte, war ein Bier! Das Linnaeus der Dalarado Brewery


Auch in Sachen Bier war der Herr von Linné fleißig. Die wissenschaftliche Bezeichnung für den  Hopfen (Humulus lupulus) beruht auf ihm. Die kurze, aber schöne Abhandlung "Anmerkungen über das Bier"wurde eingangs schon erwähnt und sei hiermit dem interessierten Biertrinker empfohlen.

Als Belohnung für dieses enorme Lebenswerk kann der Superschwede ebenfalls einiges vorweisen. Beispielsweise tragen ein Mondkrater, ein Asteroid, eine Pflanzenfamilie, ein Mineral u.v.m. zu seinem Andenken seinen Namen. Sein Konterfei schmückt die 100 Kronen-Banknote Schwedens.
Und nun endlich wurde auch ein Bier nach ihm benannt.

Die Dalarado Brewery aus Malung in Dalarna wird erst seit kurzem von dem aus Colarado eingewanderten US-Amerikaner Chris Slawson und seiner schwedischen Freundin Josefine Lissbol betrieben. Die Möglichkeiten sind noch begrenzt, in Benutzung ist lediglich ein 200-Liter-Brausystem. Die Bezeichnung Mikrobrauerei trifft es damit sehr gut.  

Bisher bieten die beiden drei verschiedene Biere an. Ein Roggen Pale Ale, ein Roasted Coffee Stout und das Erstlingswerk zu Ehren von von Linné gebraute American India Pale Ale (IPA) mit dem Namen Linnaeus.

Das Linnaeus als Erstausgabe, hier noch mit anderem Etikett. Wer findet den Fehler ;-) ?
                                    
Die Wahl der ausgeprägt bitteren Biersorte India Pale Ale für das Linnaeus ist vielleicht nicht so glücklich, wenn man an das Eingangszitat denkt.
Doch Superstar von Linné kann ja auch mal in einigen wenigen Dingen geirrt haben. Die IPA-Jünger werden mir da sicher zustimmen. Wer trinkt schon gern ein Bier, von dem es heißt, dass es den eigenen Körper austrocknet oder sogar die Liebeslust schmälert?

Das Bier Linnaeus ist als Erstlingswerk jedenfalls gelungen. Die Farbe ist rotstichig und für ein India Pale Ale  ziemlich dunkel. Geschmacklich zeigt sich natürlich die erwartbare Hopfenbitterkeit, aber  auch angenehme Honigsüße.


Daneben schmeckt man viele Früchte. Der IPA-Neuling neben mir bezeichnet das ganz unbedarft als Waldwiese. Insgesamt ein gutes Bier, für die Höchstnote hat es jedoch einen etwas zu dünnen Körper.

Auf dem Etikett der Flasche empfehlen Chris Slawson und Josefine Lissebol zusätzlich die passende Musik zu ihrem Bier: Klassisch, Ska und Punk! 
Da bin ich mir aber nicht so sicher, ob das dem Supermann Carl von Linné gefallen hätte!






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