Es muss sich um den größten Skandal der jüngeren Geschichte handeln, zumindestens für die skandinavische Biertrinkerwelt.
Von der Todsünden-Serie der dänischen Amager-Brauerei haben wir hier schon geschrieben. Auffällig an den Flaschen sind neben der guten Qualität des Inhalts, auch die Bilder des Künstlers Simon Hartvig Daugaard, der sich zeichnerisch mit den Todsünden auseinandergesetzt hat. Sehr eigenwillig und besonders, vielleicht auch ironisch, wie ich finde.
Aber keinesfalls anstößig oder irgendwie politisch unkorrekt.
Nun ist endlich das Todsündenbier zur Wollust (Lust) in den Filialen des schwedischen Alkoholmonopolisten Systembolaget eingetroffen, übrigens ein belgisches Stark-Bier.
Nur leider stehen die Flaschen ohne das für die Sünder-Serie typische Etikett im Regal. Denn es wurde zensiert.
Zu Sexy für Schweden? Zensiertes Etikett des Amager Lust! |
Nach Aussage eines Sprechers von Systembolaget ist das Etikett zu sexualisiert und verstößt damit gegen schwedisches Recht.
Die Leute der Amager-Brauerei waren nun gezwungen, schnell zu handeln, damit das Bier nicht aus dem Sortiment genommen wird. Ergebnis davon ist eine Flasche mit Namen, aber ohne weitere Beschriftung und ohne Bild.
Und so sieht das Etikett im Rest der Welt aus. |
Ich bin hin- und hergerissen, zwischen völligem Unverständnis für diese Maßnahme und einem unwiderstehlichen Lachreiz wegen der gewissen Wunderlichkeit der Verantwortlichen.
Noch nie ist mir etwas über die Zensur eines Bieretiketts zu Ohren gekommen. Es ist mir auch nicht recht erklärlich wer oder was damit erreicht werden soll.
Zum Beispiel ist Schweden sehr streng mit der Ausgabe von Alkohol an die unter Zwanzigjährigen, die vielleicht durch die Zensur vor den bösen Einfluß des Bieres und/oder der Wollust bewahrt werden sollten, die aber als Zielgruppe für das Bier ja ausfallen.
Auch fällt es mir recht schwer, ein frauenfeindliches Menschenbild auf dem Etikett zu erkennen.
Alle Todsünden-Biere (unzensiert), Quelle: Internetseite des Künstlers |
Als Krönung dieser ganzen Geschichte konnte ich heute in meiner örtlichen Systembolagetfiliale eine Horde bierbäuchiger Männer erleben, die angesichts der geschwärzten Etikette laut und andauernd über Feministinnen schimpfte.
Wobei ich die dabei gefallenen Schimpfwörter nicht wiedergeben möchte.
So schnell kann Hass und Vorurteil entstehen, und als Ausgangspunkt dient die Zensur von Kunst auf einer Bierflasche.
Was meint ihr dazu? Ist die Zensur berechtigt?
Die Zensur des Etiketts ist vielleicht nicht berechtigt (es handelt sich ja um eine Zeichnung einer Frau und nicht um ein Foto...ich finde das ist ein großer Unterschied), aber sie ist dennoch verständlich.
AntwortenLöschenWir leben nun mal in einer Gesellschat in der alles Mögliche mit Hilfe von Frauenbildern verkauft wird, sei es eine Angelrute oder ein Motorrad, überall gibt es genügend Beispiele von Werbung in der die Frau als verkaufsförderndes Objekt eingefügt wird. Deswegen ist diese Zensur in meinen Augen verständlich.
Aber ich finde sie Schade, zumal es sich hier um das in meinen Augen einzige gelungende Etikett dieser Serie handelt.
/Sonja