Freitag, 20. September 2013

Ein Teil vom Kuchen ODER Schweden und die Oktoberfestbiere





Kulturelle Einflüsse treiben manchmal merkwürdige Blüten. Da gibt es in einem fernen Land jenseits der Ostsee ein jährlich wiederkehrendes Fest, bei dem Musik, Lederhosen und Gerstensaft im Vordergrund stehen und im viele Kilometer entfernten Schweden nimmt man irgendwie und indirekt teil. Wobei vor allem die Biere eine Rolle spielen.

Die Münchner Brauereien Spaten (Anheuser-Busch InBev), Paulaner (Paulaner), Löwenbräu (auch Anheuser-Busch InBev) und Hofbräuhaus (Staatliches Hofbräuhaus in München) werfen regelmäßig im Herbst schon seit Jahren ihre Sonderabfüllungen zur Wies´n auf den skandinavischen Markt und finden scheinbar auch ganz ohne Oktoberfest ihre Kunden.

Natürlich gibt es die kleinen und feinen Ausnahmen. Ein findiger Unternehmer aus Deutschland versucht seit 2011 in jedem  August (!!!) hier in Stockholm sein eigenes Oktoberfest mit Blaskapelle, Maßkrügen und mietbarer Festkleidung wie beispielsweise Lederhosen und Dirndl (!!!) an den Mann oder die Frau zu bringen und auch einige Bierausschankstellen des Landes veranstalten in diesen Wochen ihre kleinen improvisierten Versionen des Volksfestes.

Aber abgesehen von dieser gewinnorientierten Art von Imitation (Ja, diese Worte habe ich mir tatsächlich selber ausgedacht), existieren in Schweden keine gleichartigen Massenbesäufnisse in Festzelten. Der eigentliche Grund für die Oktoberfestbiere fehlt also.

Doch das stört viele Brauer und Kunden nicht. Der "Oktoberbierkuchen", als die Sehnsucht der schwedischen Biertrinker nach dem Fest der Feste, muss ziemlich groß sein. Neben einigen amerikanischen Brauereien haben auch skandinavische Brauereien begonnen, ihre eigenen Festbiere unters Volk zu bringen, um sich so ihr kleines Stück vom Kuchen abzuschneiden.

Während aber auf der Wies´n in München überwiegend Märzenbier ausgeschenkt wird, kennen die skandinavischen Brauer keine solche Begrenzung. Ob Ale, Bockbier oder Schwarzbier, unter den hiesigen Oktoberfestbieren ist beinahe jede der verbreiteteren Biersorten vorhanden.

Dem interessierten Leser möchte ich daher aus aktuellem Anlass eine kleine Auswahl dieser Biere vorstellen, in der Hoffnung ein wenig die Neugier für skandinavische Oktoberfestbiere zu wecken. Denn auch ohne Fest kann ein Bier schmecken.



Das Etikett erinnert nur gerinfügig an Bayern. Das Oktober Dunkel von Dugges



Dugges Oktober Dunkel, Schwarzbier, 6 % Alk.,  Schweden, Dugges Ale- & Porterbryggeri 


Auch die Handwerksbrauer der Dugges-Brauerei aus Göteborg widmen sich regelmäßig den Oktoberfestbieren. Dieses schwarze Etwas besticht durch eine tiefe süße Malzigkeit, gepaart mit einiger Bitterkeit. Dabei harmoniert alles in angenehmer Weise. Zum Ende hin verliert es etwas an Kraft, bleibt aber ein gelungenes Bier.








Sternekoch macht Bier zur Wurst. Mathias Dahlgren Oktoberfest




Mathias Dahlgren Oktoberfest, 5,3 % Alk., Schweden, S:t Eriks Bryggeri

 

Mittlerweile hat Schwedens Vorzeigekoch (2 Sterne im Michelin) in Zusammenarbeit mit der S:t Eriks Brauerei einen ganzen Haufen Biere gebraut. Nun kommt also auch seine eigene Version eines Oktoberfestbieres dazu. Es handelt sich um ein goldgelbes Märzen mit einem kräftigen Duft nach Blumen (Flieder?) und Kaugummi. Das Blumige setzt sich auch im Geschmack fort. Der Hopfen zeigt sich durch eine schöne herbe Note. Aber irgendwie ist man hin- und hergerissen. Ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob dieser Geschmack nach den schönen Gewächsen zu einem Bier passt.










Speck mit Brot oder rauchiges Doppelbock? Das Smokey Oktober von Kissmeyer



Kissmeyer Smokey Oktober, Smoked Double Bock, 7,5 % Alk., Dänemark, in der ørbaek Bryggeri für Kissmeyer Beer and Brewing 



Anders Kissmeyer, der Mann, der die Kissmeyer Beer and Brewing Co. ausmacht, hat meinen ganz persönlichen Oktoberfestbier-Favoriten angerührt. Dieses Smoked Double Bock lebt ganz vom geräuchertem Malz, es schmeckt also nach geräuchertem Spanferkel oder Speck und das mit etwas Brot, da das Malz tapfer, aber letztendlich ziemlich aussichtslos gegen den Räuchergeschmack ankämpft.
Die gefällige rotbraune Farbe rundet das Werk auch äußerlich noch ab. Ein schönes Herbstbier!





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