Kulturelle
Einflüsse treiben manchmal merkwürdige Blüten. Da gibt es in einem fernen Land
jenseits der Ostsee ein jährlich wiederkehrendes Fest, bei dem Musik,
Lederhosen und Gerstensaft im Vordergrund stehen und im viele Kilometer entfernten Schweden nimmt man irgendwie und indirekt teil. Wobei vor allem die Biere eine Rolle spielen.
Die Münchner
Brauereien Spaten (Anheuser-Busch InBev), Paulaner (Paulaner), Löwenbräu (auch Anheuser-Busch
InBev) und Hofbräuhaus (Staatliches Hofbräuhaus in München) werfen regelmäßig
im Herbst schon seit Jahren ihre Sonderabfüllungen zur Wies´n auf den skandinavischen
Markt und finden scheinbar auch ganz ohne Oktoberfest ihre Kunden.
Natürlich gibt es die kleinen und feinen Ausnahmen. Ein
findiger Unternehmer aus Deutschland versucht seit 2011 in jedem August (!!!) hier in Stockholm sein eigenes
Oktoberfest mit Blaskapelle, Maßkrügen und mietbarer Festkleidung wie beispielsweise Lederhosen und Dirndl (!!!) an den Mann oder die Frau zu bringen und auch
einige Bierausschankstellen des Landes veranstalten in diesen Wochen ihre kleinen improvisierten Versionen
des Volksfestes.
Aber abgesehen von dieser gewinnorientierten
Art von Imitation (Ja, diese Worte habe ich mir tatsächlich selber ausgedacht),
existieren in Schweden keine gleichartigen Massenbesäufnisse in Festzelten. Der eigentliche Grund für die Oktoberfestbiere
fehlt also.
Doch das stört
viele Brauer und Kunden nicht. Der "Oktoberbierkuchen", als die
Sehnsucht der schwedischen Biertrinker nach dem Fest der Feste, muss ziemlich groß
sein. Neben einigen amerikanischen Brauereien haben auch skandinavische Brauereien
begonnen, ihre eigenen Festbiere unters Volk zu bringen, um sich so ihr kleines
Stück vom Kuchen abzuschneiden.
Während aber auf der
Wies´n in München überwiegend Märzenbier ausgeschenkt wird, kennen die skandinavischen
Brauer keine solche Begrenzung. Ob Ale, Bockbier oder Schwarzbier, unter den
hiesigen Oktoberfestbieren ist beinahe jede der verbreiteteren Biersorten
vorhanden.
Dem interessierten
Leser möchte ich daher aus aktuellem Anlass eine kleine Auswahl dieser Biere vorstellen, in der
Hoffnung ein wenig die Neugier für skandinavische Oktoberfestbiere zu wecken. Denn auch ohne Fest kann ein Bier schmecken.
Das Etikett erinnert nur gerinfügig an Bayern. Das Oktober Dunkel von Dugges |
Dugges Oktober Dunkel, Schwarzbier, 6 % Alk., Schweden, Dugges Ale- & Porterbryggeri
Auch die
Handwerksbrauer der Dugges-Brauerei aus Göteborg widmen sich regelmäßig den
Oktoberfestbieren. Dieses schwarze Etwas besticht durch eine tiefe süße
Malzigkeit, gepaart mit einiger Bitterkeit. Dabei harmoniert alles in
angenehmer Weise. Zum Ende hin verliert es etwas an Kraft, bleibt aber ein
gelungenes Bier.
Sternekoch macht Bier zur Wurst. Mathias Dahlgren Oktoberfest |
Mathias Dahlgren Oktoberfest, 5,3 % Alk., Schweden, S:t Eriks Bryggeri
Mittlerweile hat
Schwedens Vorzeigekoch (2 Sterne im Michelin) in Zusammenarbeit mit der S:t
Eriks Brauerei einen ganzen Haufen Biere gebraut. Nun kommt also auch seine eigene
Version eines Oktoberfestbieres dazu. Es handelt sich um ein goldgelbes Märzen
mit einem kräftigen Duft nach Blumen (Flieder?) und Kaugummi. Das Blumige setzt
sich auch im Geschmack fort. Der Hopfen zeigt sich durch eine schöne herbe
Note. Aber irgendwie ist man hin- und hergerissen. Ich bin mir überhaupt nicht
sicher, ob dieser Geschmack nach den schönen Gewächsen zu einem Bier passt.
Speck mit Brot oder rauchiges Doppelbock? Das Smokey Oktober von Kissmeyer |
Kissmeyer Smokey Oktober, Smoked Double Bock, 7,5 % Alk., Dänemark, in der ørbaek Bryggeri für Kissmeyer Beer and Brewing
Anders Kissmeyer, der Mann, der die
Kissmeyer Beer and Brewing Co. ausmacht, hat meinen ganz persönlichen
Oktoberfestbier-Favoriten angerührt. Dieses Smoked Double Bock lebt ganz vom geräuchertem Malz, es schmeckt also nach geräuchertem Spanferkel oder Speck und
das mit etwas Brot, da das Malz tapfer, aber letztendlich ziemlich aussichtslos
gegen den Räuchergeschmack ankämpft.
Die gefällige rotbraune Farbe rundet das
Werk auch äußerlich noch ab. Ein schönes Herbstbier!
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