Nøgne Ø / Bridge Road Aurora Australis
Quadrupel, 11 % Alk., 250ml Flasche, hergestellt in Australien, Norwegen und in der ganzen Welt, von Nøgne ø und Bridge Road Brewers
Wo hören Geschmack und Genuss auf und wo fängt
die Dekadenz an? Nach meinem in die Jahre gekommenen Wörterbuch bezeichnet
Dekadenz den kulturellen oder sittlichen Verfall, der sich in der übertriebenen
Verfeinerung der Sinne und des Geistes äußert. Soweit die akademische Definition.
Allgemein gilt jemand als dekadent, der
sich ausschweifend, zügellos, über das normale Maß hinaus verschwenderisch gibt.
An dieser Stelle kommt das Aurora Australis (Südlicht) ins Spiel. Dieses
Quadrupel nach belgischer Art wurde im Mai 2012 in der australischen Brauerei Bridge Road Brewers in Beechworth in
einer Menge von 4000 Liter gebraut.
Verantwortlich für das Bier zeichnet sich Kjetil Jikiun, einer der beiden Gründer
der norwegischen Nøgne ø
Brauerei, der sich damals auf Australien-Rundreise befand und mit den Kollegen
aus Down Under für die Schaffung dieses Gebräus zusammenarbeitete.
Nach dem Brauvorgang wurde das Quadrupel in
Rotweinfässer (!) gefüllt und nach Norwegen verschifft, um ihm durch die
Temperaturunterschiede der Klimazonen und in Wechselwirkungen mit den Fässern eine
besondere Note zu geben. Man kennt das so ähnlich von bestimmten
Aquavit-Marken, die ebenfalls um die Erde verschifft werden.
Nach der langen Fahrt
um die halbe Welt inklusive dem Passieren des Äquators wurde der Inhalt der
Fässer in der Nøgne ø
Brauerei in Grimstad nochmals vermischt und in Flaschen gefüllt, die nun im
Handel erhältlich sind.
Beim Aurora Australis handelt sich also um
ein exklusives Bier. Hergestellt in nur geringer Auflage, mit einer besonderen Herkunft und mit wohl einer
einmaligen Art der Anreise. Aber trotz dieser beeindruckenden Geschichte ist es doch nur
ein Bier.
Es besitzt den typischen säuerlichen
Quadrupelgeschmack. Beim Trinken kitzelt es kräftig im Mund, dann zeigen sich eine
Menge Eindrücke. Malzsüße, Brot, Holz, auch der Rotwein, oder vielmehr Sherry,
Blut, Beeren.
Alles passt hier! Ein hervorragendes Gebräu, ohne Zweifel! Aber würde es ein Quadrupel aus Grimstad nicht auch tun? Haben die Klimazonen der Erde tatsächlich zur Qualität des Bieres beigetragen? Muss man für ein kleines Geschmackserlebnis, auch ein kleines Vermögen investieren? Und vor allem ist dieser ganze Aufwand, dieser Resourcenverbrauch für ein Bier notwendig?
Alles passt hier! Ein hervorragendes Gebräu, ohne Zweifel! Aber würde es ein Quadrupel aus Grimstad nicht auch tun? Haben die Klimazonen der Erde tatsächlich zur Qualität des Bieres beigetragen? Muss man für ein kleines Geschmackserlebnis, auch ein kleines Vermögen investieren? Und vor allem ist dieser ganze Aufwand, dieser Resourcenverbrauch für ein Bier notwendig?
Die Grenzen sind fließend, aber ich meine,
das Aurora Australis gibt sich über
das normale Maß hinaus verschwenderisch und stellt auch den Biertrinker ins grelle Licht
der Verschwendung und der Zügellosigkeit. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mit dieser Meinung
Widerspruch auslöse.
Übrigens geht es auch in die andere
Richtung. Zurück in Grimstad hat Kjetil
Jikiun ein Quadrupel angerührt, das diesmal in schottischen Malzwhisky-Fässern gefüllt,
seine Reise nach Australien angetreten hat. Aus europäischer Sicht ist dieses
Bier mit dem Namen Aurora Borealis (Nordlicht)
noch exklusiver, denn Flaschen dieser Version werden wir hier auf unserem Kontinent
wohl kaum zu sehen bekommen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen