Mittwoch, 27. Februar 2013

Skandinavische Biere in Deutschland- Eine wilde Spurensuche in Berlin






Bei der Landung in Berlin scheint die Sonne. Wenn man gerade aus der nordischen Dunkelheit kommt, kann es keinen besseren Empfang geben. Es fühlt sich großartig an, so als ob man plötzlich und unerwartet auf einen ganz anderen Kontinent versetzt wird.

Doch bleibt dieses Gefühl nicht von Dauer. Innerhalb weniger Stunden zieht der Himmel zu. Es beginnt zu schneien. Viel zu schneien. Bis zum Abflug einige Tage später, wird die Sonne verschwunden bleiben. Deutschland kleidet sich in grau.


Bier vom Weltkonzern, in Deutschland hergestellt


Ich mache mich auf die Suche nach skandinavischen Bieren in Deutschland, nach guten bis sehr guten skandinavischen Bieren im Besonderen. Und passend zum Himmel, gestaltet sich auch diese Suche grau.
Ich beginne anfangs mit guter Hoffnung, vielleicht auch mit einem Hauch Naivität. Schließlich, so meine ich, müssen doch gute Produkte irgendwo in Deutschland erhältlich sein.

Ich klappere die Verbraucher- und Supermärkte der Umgebung ab. Bei Kaiser´s und Reichelt gibt´s das Carlsberg Pilsner im Angebot. Nur leider wird dieses Bier in Deutschland hergestellt, kann also nicht wirklich als skandinavisch bezeichnet werden.


Reichelt: Viele Biere, nix aus Skandinavien


Die Firma Carlsberg scheint einiges an Marktanteilen zu besitzen, denn überall begegnet mir in den nächsten Tagen dieses Bier, beispielsweise auch bei Kaufhof am Alexanderplatz. Von weiteren Bieren mit Verknüpfungen zum Norden fehlt aber auch an diesem Ort jede Spur.

Nach einem Tipp fahre ich zur Karl-Marx-Allee. Hier soll sich ein internationaler Bierspezialitätenladen befinden, mit bezeugten Spendrups- und Lapin Kulta-Flaschen im Regal. Das ist doch mal ein Hoffnungsschimmer. Nur leider finde ich das Geschäft leer vor. Alles ist ausgeräumt, mit einem Schild an der Scheibe sucht man neue Mieter. Nirgendwo ein Hinweis auf einen Umzug des Betreibers. Ich nehme an, hier hat jemand seine Firma abgemeldet. Lag das am Angebot? Wollte niemand Biere aus Skandinavien trinken? Das kann und will ich einfach nicht glauben.

Hops & Barley, machen eigenes und leckeres Bier in Berlin-Friedrichshain


Zum Trost gehe ich ein längeres Stück zur Wühlischstraße 22-23 im Bezirk Friedrichshain. Hier befindet sich das Hops & Barley. Die Leute machen eigenes Bier und das sehr gut. Dazu ist die Stimmung angenehm, die Kneipe ist sehr gut besucht. Die Leute sind nett und gesprächig. Dazu gibt’s Fußball auf einer Leinwand.  Die probierten Biere überzeugen mit Qualität. Mandarina Bavaria Hell heißt das erste, Friedrichshainer Dunkel das zweite und Friedrichshainer Pilsner das dritte. Dazu reicht man Bockwurst aus der näheren Umgebung. Ich bin nun wieder froh. Nur kommen die Gründe dafür nicht aus dem Norden Europas.

Viel bleibt nicht mehr, Berlin scheint sich skandinavischer Qualität kollektiv zu verweigern.
Ich wechsele den Stadtteil. In Charlottenburg, in der Schillerstraße 103, befindet sich das Ambrosetti, ein kleiner, aber feiner Bierladen und eine meiner letzten Hoffnungen. Die Wände sind zugestellt mit Bieren. Eine große Auswahl aus Belgien, eine kleine Auswahl aus den USA und Großbritannien und eine riesige Auswahl an deutschen Bieren, vorwiegend aus dem Süden. Alles was Deutschland an Biersorten hervorbringt, scheint´s hier zu geben. Das Stöbern nimmt dann auch viel Zeit in Anspruch. 


Ambrosetti: Riesige Auswahl, nur nicht aus dem Norden


Das ist schön, nur nicht für meinen ganz persönlichen Auftrag. Ganz links entdecke ich noch Biere von Carlsberg. Diesmal in der Pilsner- und in der Elefantenversion. Das war´s dann aber auch hier mit Skandinavien. Selbst im Bierspezialhandel findet sich also keine Spur von Bieren des Nordens. Ist es das Vorurteil, dass Skandinavier einfach kein Bier brauen können, das sich bemerkbar macht?

Aber eine Adresse habe ich noch in der Tasche. Und tatsächlich, endlich komme ich ans Ende meiner Reise. Der Berlin Bier Shop in der Kirchstraße 23 in Berlin-Moabit (S-Bahnhof Bellevue) bietet eine große Auswahl an Handwerksbier (Craftbeer) aus der ganzen westlichen Welt an. USA, Belgien und auch aus Berlin. Und dann finde ich sie endlich, im hintersten Schrank, skandinavische Qualitätsbiere in Deutschland.


Berlin Bier Shop: Berlins einziger Platz mit Qualitätsbieren aus Skandinavien


In Reih und Glied stehen hier die Flaschen aus Skandinavien. Verschiedene Biere von To Øl, Beer Here und vor allen Dingen und in großer Auswahl Mikkeller, vertreten den dunklen Norden würdig in Deutschland. Als ganz besondere Überraschung steht dann noch das Einstök Icelandic Toasted Porter aus Nord-Island. Das Bier kommt also vom A**** der Welt und besitzt daher einigen Raritätsfaktor.

Die Preise kann man selbstverständlich nicht mit denen von deutschen Bieren aus der Nachbarschaft vergleichen. Hat man ein paar Münzen übrig und Interesse, sollte man aber unbedingt im Laden vorbeischauen. Die Biere sind es wert. Der Chef hat auch Ahnung und weiß sehr gut zu beraten. Gelegentlich werden auch Verkostungen zu verschiedenen Themen durchgeführt. Hier der Blog des Ladens mit weiteren Informationen. 


Berlin Bier Shop: genügend Platz für Verkostungen


In der Natur der Sache liegt es, dass es sich nur um eine kleine Auswahl an skandinavischen Bieren handeln kann, aber immerhin gibt’s eine. Die einzige in der deutschen Hauptstadt (Sollte ich auf meiner Spurensuche andere Möglichkeiten übersehen haben, bitte ich umgehend um Mitteilung!)

Ich stelle mir natürlich für mein dunkles Zuhause ein paar Mitbringsel aus allen möglichen Gegenden der Welt zusammen und bin glücklich. Niemand kann jetzt noch behaupten: Skandinavische Biere wären in Deutschland nicht erhältlich.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen