Sommerzeit ist
auch immer Urlaubszeit. Passend zur Zeit der Mitternachtssonne und fröhlichen
Mittsommerfeiern zieht es wieder eine Menge Touristen aus den deutschsprachigen
Ländern nach Skandinavien. Besonders Schweden und Norwegen haben sich als Ziel
für die natursüchtigen und erholungsbedürftigen
Gäste vom Kontinent ja fest etabliert.
Im Gegensatz zu der in Deutschland
weitverbreiteten Ansicht, es gäbe in
Skandinavien kein trinkbares Bier, sind wir sehr wohl der Meinung, dass auch so
mancher Skandinavier gutes Bier brauen kann. Wir von Skandinavienbier sitzen
hier sozusagen an der Quelle und wollen daher in den nächsten Tagen Biere
vorstellen, die der gemeine Urlauber probieren oder sogar keinesfalls verpassen
sollte.
Im Grunde
genommen gilt für alle Bierinteressierten, die Augen immer offen zu halten. Das
gilt natürlich für überall, aber ganz besonders für die Länder von Island bis
Finnland, also dort, wo Monopolfirmen im Staatsbesitz für den Verkauf von Alkohol
zuständig sind. Diese Monopole haben den eigenartigen Charakter, gelegentlich
eine enorme Vielfalt an Bieren anzubieten, weil ja die eigene Existenz ständig legitimiert
werden muss. Klingt widersprüchlich, ist es auch !
Dazu kommen noch
die regionalen Unterschiede. Ein Bier aus der Gegend um Göteborg, muss es nicht
zwingend in die Regale der Filialen in Stockholm schaffen oder auch umgekehrt. Bei
Rundreisen empfiehlt es sich also, die jeweilige regionale Verkaufsstelle
aufzusuchen, um die lokalen Besonderheiten zu finden und vielleicht schätzen zu
lernen.
Und zu guter Letzt
sei noch auf die vielen Bierausschankstellen verwiesen, die sich zum Ziel
gesetzt haben, den Bierfreund mit Leckerem und Außergewöhnlichem zu verwöhnen.
(Siehe auch die Karte oben rechts).
Den Anfang wollen
wir heute mit einigen schwedischen Sommerbieren machen, die aktuell in vielen
Filialen von Systembolaget oder in gut geführten Bierausschankstellen erhältlich sind.
Das "Steinstrand"-Ale aus Nynäshamn an der nördlichen Ostseeküste |
Nynäshamns Stenstrand Sommar Ale, 6,8 % Alk., Schweden, Nynäshamns Ångbryggeri
Beschreibung:
Hier im Stockholmer Raum gehört dieses Ale
mit dem schönen Namen Steinstrand mittlerweile zum Sommer, wie der Regen zur
Mittsommerfeier oder das abendliche Bad in der See oder im See. Auch zum Krebsfest im August steht es
häufig auf der reichgedeckten Tafel.
Es schmeckt sehr würzig, mit einiger Bitterkeit. Es zeigen sich auch noch Früchte, wie beispielsweise Zitrone im Hintergrund.
Es schmeckt sehr würzig, mit einiger Bitterkeit. Es zeigen sich auch noch Früchte, wie beispielsweise Zitrone im Hintergrund.
Das Bier passt ohne Zweifel zu den Krebsen
und ich freue mich jetzt schon auf den August.
Elektriker und Krankenschwester machen Bier. Das Electric Nurse DIPA von der schwedischen Westküste |
Electric Nurse DIPA, 8 % Alk., Schweden, bei Dugges Ale & Porterbryggeri für und durch Electric Nurse
Beschreibung:
Auf den ersten Blick wieder einmal eine
vermeintliche Märchengeschichte: Elektriker und Krankenschwester (Electric Nurse) mit den Namen Peter Robertsson und Ida Engström, übrigens eine von nur zwei (soweit
mir bekannt) Brauerinnen Schwedens,
beschließen Bier zu brauen und wie aus dem Nichts kommend, überzeugen sie
sofort die schwedische Bierwelt. Ihre Biere überstehen die strengen Aufnahmetests
von Systembolaget und Westschweden hat eine neue Vorzeigebrauerei. So weit so
gut.
Nebenbei sollte man aber auch erwähnen,
dass Ida Engström aus der fleißigen Brauerfamilie
stammt, die hinter der Dugges-Brauerei steht. Also nix mit Märchen. Das soll
die Arbeit von Electric Nurse keinesfalls
schmälern, sondern nur ins rechte Licht rücken.
Dieses Bier ist ein Doppel India Pale Ale.
Es schmeckt vordergründig karamellsüß, und das beinahe zu viel, bevor sich die
IPA-Bitterkeit auf die Zunge legt. Etwas Malzigkeit und ein Hauch Saures stehen
auch noch daneben. Gleichzeitig hält sich die Süße weiterhin wacker.
Das Bier ist gut, wirkt aber etwas unrund.
Das Funkstarter aus Skåne. Ein leckeres Saisonbier |
Brekeriet Funkstarter, Saisonbier, 5,5 % Alk., Schweden, Brekeriet- de tre bröderna Ek fran Skane, Brekeriet Beer AB
Beschreibung:
An anderer Stelle
haben wir schon einmal geschrieben, dass sich die Brüder Ek aus dem südlichsten
Teil Schwedens der Herstellung von Bieren nach belgischer Art verschrieben
haben. Auch dieses Mal haben die Brüder ein Bier geschaffen, mit dem sie so
manche belgische Biere locker in die Tasche stecken
Beim Funkstarter
haben wir ein Saisonbier, also ein eher leichteres und frisches obergäriges
Bier, das eigentlich traditionell aus dem französisch sprechenden Teil Belgiens stammt und
früher im Winter für die Sommermonate und oft unter dem Zusatz von Gewürzen gebraut
wurde.
Das Funkstarter
ist mit Hilfe von Flaschengärung und auch aus verschiedenen Hefestämmen
entstanden. Milchig-orange und mit starkem Geruch nach Hefe, die sich auch
zuerst beim Trinken geschmacklich in den
Vordergrund drängt, treffen in diesem Bier Süße und Säuerlichkeit in sehr guter
Komposition zusammen. Sehr frisch! Feines Kribbeln im Mund, Banane im positiven
Sinne, Zitrone, im Abgang zeigt sich auch noch ein wenig Schärfe auf der Zunge.
Dieses Saisonbier überzeugt vollends. Da kann der schwedische Sommer nun endlich anfangen!
S:t Eriks Amber Ale, 4,5 % Alk., Schweden, St. Eriks Bryggeri
Beschreibung:
Endlich einmal
ein leichteres Sommerbier. Viele Menschen werden bei Wärme ein schmackhaftes Bier mit weniger
Alkoholgehalt bevorzugen. Nicht jeder steckt bei dreißig Grad im Schatten ein Double India Pale Ale (beispielsweise) einfach so weg.
Mit diesem
Bier treffen wir auch schon auf die zweite von zwei bekannten Brauerinnen des Landes. Hinter der Bryggeri des
Heiligen Erik steht nämlich Jessica Heidrich, die für ihre Arbeit bereits vielfach
ausgezeichnet wurde und in der schwedischen Bierwelt sehr geschätzt wird.
In diesem Fall hat sie ein Bernstein-Ale angerührt. Der Geruch ist sehr hopfenreich und malzig. Es riecht auch etwas nach Sommergebüsch.
Es schmeckt dann angenehm hopfenbitter, nach Brot und nach Kaffee und nach
Sojasauce. Wer ein leichtes Sommerbier sucht, ist hier bestens aufgehoben.
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